Bauarbeiten für künftiges Zwickauer Stadtarchiv gehen in die finale Phase – Übergabe erfolgt zum 01. Juli 2024

 

Nach fast zwei Jahren Bauzeit erfolgen derzeit im künftigen Zwickauer Stadtarchiv die letzten Arbeiten für den Innenausbau. Damit wird das Gebäude termingerecht an seinen künftigen Nutzer übergeben, trotz zahlreicher Herausforderungen. „Dies ist auch Ausdruck der hervorragenden Zusammenarbeit, des Engagements und der Professionalität aller am Bau Beteiligten. Wir möchten uns bei allen Beteiligten herzlich bedanken, die zum störungsfreien Ablauf und erfolgreicher Umsetzung dieses Projektes beitragen“, so GGZ-Geschäftsführer Thomas Frohne. Mit seiner künftigen Funktion als Stadtarchiv erhält ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem Jahr 1937 eine neue Nutzung, welche seine Zukunft nachhaltig sichert und gleichzeitig seine historische, stadtbildprägende Bedeutung bewahrt. War man im I. Quartal 2020, also zwei Jahre vor Baubeginn, noch von Gesamtkosten in Höhe von 14,3 Mio. EUR ausgegangen, werden die Kosten nach Fertigstellung nunmehr bei 18,3 Mio. EUR liegen. Für zusätzliche Aufwendungen und den Anstieg der Kosten gibt es verschiedene Ursachen. Neben der Entscheidung eine zusätzliche Abdichtung des Kellergeschosses vorzunehmen, sorgen auch Leistungen, die sich aus den Differenzen von alten Plänen und vorgefundenem Zustand ergeben, für zusätzliche Kosten. Auch statische Ertüchtigungen von Geschossdecken, Maßnahmen des Brandschutzes und weitere behördliche Auflagen nach Erteilung der Baugenehmigung erhöhten die Baukosten. Die krisenbedingten Preissteigerungen taten ein Übriges. Dennoch verfolgte man bei diesem Bauvorhaben einen Ansatz, der auf langlebige Qualität, Zuverlässigkeit und Sicherheit basierte und somit in den kommenden dreißig Jahren eine zuverlässige und effiziente Nutzung gewährleisten soll.

 

Nachfolgend einige Beispiele für Zusatzaufwendungen, dabei konzentrieren wir uns auf ausgewählte und größere Kostenpositionen, die einen signifikanten Einfluss auf das Bauvorhaben hatten.

 

Statische Ertüchtigung

 

Ausgehend von der Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2019 erfolgte im Zuge der weiteren Planung eine erneute Bestandaufnahme aller Archivbestände der Stadt Zwickau. Hierbei wurde ermittelt, dass die tatsächlichen über das Stadtgebiet verteilten Bestände die von der Stadt Zwickau benannten Mengen, welche der Studie zugrunde lagen, überstiegen. Daher erfolgte die Planung von Rollregalen zur Erweiterung der Kapazität im Stadtarchiv und die statische Ertüchtigung der Decke über dem UG (außer Bereich ehemaliger Tresorraum). Die Ertüchtigung der Decke war keine Folge von statischen Problemen, sondern Folge von Lasterhöhungen durch zusätzlich unterzubringende Archivbestände und dafür notwendige Rollregalanlagen. Auch die Verlegung des Lesesaals ins Dachgeschoss ist auf diese Notwendigkeiten zurückzuführen. Die Nettoraumfläche für das Stadtarchiv wurde in der Machbarkeitsstudie mit ca. 3.855 m² angegeben. Durch die Umbaumaßnahme gibt es keine nennenswerte Änderung der Fläche, das Fassungsvermögen der Gebäude Crimmitschauer Str. 1 und 1a wurde ermittelt und die aktuellen Archivbestände einschließlich eines prognostizierten Zuwachses über 30 Jahre zugeordnet. Zusätzlich verbleibt eine Platzreserve. Zusätzlicher Kostenaufwand: rund 400.000 €

 

Abbruch und Entsorgung

 

Mehrkosten für Ausbau und Entsorgung von Abbruchmaterialien und stahlfaserarmierten Betonteilen im ehemaligen Tresorraum, Beseitigung von Feuchtigkeitsschäden unter den Verkleidungen im Dachbereich und anschließende Gefälleänderung des Flachdaches Zusätzlicher Kostenaufwand: rund 400.000 €

 

Abdichtung im Untergeschoss

 

Es waren Abdichtungsmaßnahmen in Teilflächen des Kellers vorgesehen. Da bis kurz vor Baubeginn das Gebäude von der Sparkasse genutzt wurde und offensichtliche Feuchteschäden nicht ersichtlich waren, wurden weitere Untersuchungen erst im Zuge der Ausführungsplanung festgelegt. Ein beauftragtes Bodengutachten hat gegenüber vorangegangenen älteren Gutachten höhere Lastfälle zugrunde gelegt und die Anforderung an die Abdichtung erhöht. Somit musste ein komplett neues Abdichtungssystem geplant und umgesetzt werden, welches u.a. die Abdichtung der Außenwände, die Fußpunktabdichtung der Innenwände, die Innenwandabdichtung, die bituminöse Abdichtung der Bodenplatte einschließlich Betonauflast zur Auftriebssicherung, den Verguss von Bauteilfugen und die Ausbildung von Dichtungskehlen beinhaltete. Zusätzlicher Kostenaufwand: rund 900.000 €

 

Aufzüge

 

Drei der vorhandenen Aufzüge waren für die weitere Nutzung vorgesehen. Im Zuge der Sanierung wurde aufgrund des Alters, der zu erwartenden Reparaturanfälligkeit mit der einhergehenden schwierigen Ersatzteilversorgung dieser Aufzüge jedoch beschlossen, einen der Aufzüge (dieser führte nur vom UG ins EG) auszubauen und zwei zu erneuern. Damit wurde auch eine größere Aufzugskabine im Haus 1a ermöglicht. Eine beliebige Vergrößerung der Aufzüge war aufgrund der vorhandenen Aufzugsbauwerke nicht realisierbar. Europaletten sind transportierbar, die Belastungsgrenzen der Aufzüge konnten erhöht werden. Zusätzlicher Kostenaufwand: rund 300.000 €

 

Auflagen Denkmalschutz und Feuerwehr - Nachträgliche Forderungen

 

Für den Schutz von lichtempfindlichem Archivgut wurden In den Magazinräumen Fenster ausgebaut und vermauert. Für die Vielzahl von Fenstern in der ehemaligen Schalterhalle war das Verputzen der verbleibenden Fensternischen geplant. Aus Gründen einer einheitlichen Ansicht und der Erhaltung des vorhandenen Fassadenbildes wünschte das Amt für Denkmalschutz in der fortlaufenden Abstimmung jedoch den Einbau von Scheinfenstern mit Blenden, die sich optisch nicht von den übrigen Fenstern unterscheiden. Änderungen Brandschutz: Ursprünglich vorgesehen und abgestimmt war eine teilweise manuelle und maschinelle Entrauchung des Gebäudes. Wegen der Problematik der Frischluftzufuhr und der verwinkelten Grundrisse wurde nachträglich von der Feuerwehr eine Erweiterung der maschinellen Entrauchung gefordert, um einen höheren Schutz zu gewährleisten. Dies erfordert einen hohen technischen Aufwand und zieht auch eine Vergrößerung der zum Funktionserhalt geplanten Batterieanlage nach sich. Zusätzlicher Kostenaufwand: rund 450.000 €

 

Kostensteigerung durch Preisgleitklausel

 

Obwohl der Baupreisindex um rund 30-40% gestiegen ist, konnte per Vertragsklausel diese Steigerung gedeckelt werden. Kostenaufwand: rund 1.000.000 €

 

Rückblick: Ende 2018 wurden der Stadt Zwickau seitens der Sparkasse Zwickau die Gebäude der Crimmitschauer Straße 1/1a für eine perspektivische Nutzung als Stadtarchiv angeboten. Aufgrund der besonderen bautechnischen Anforderungen gab die Sparkasse eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Unter Einbindung des Kulturamtes als späterer Nutzer und in Abstimmung mit den Behörden wurde die Studie erarbeitet. Am 28. Mai 2020 beschloss der Stadtrat mehrheitlich mit 27 Ja-Stimmen und 12-Nein-Stimmen den Abschluss eines Vorvertrages mit der Gebäude- und Grundstücksgesellschaft Zwickau mbH (GGZ) zur Anmietung des Objektes Crimmitschauer Straße 1/1a als künftiges Stadtarchiv ab Fertigstellung in 2024. .